Interview mit Stadtrat Ernst Zülle

Welche Erinnerungen haben Sie an die Anfänge des Stadtbusses?

Mein erster Gedanke war: Nun ist Kreuzlingen als Stadt angekommen und wird auch so wahrgenommen. Mit der Verbindung über die Grenze bewegt man sich bequem in der damals 100‘000 Einwohner zählenden Agglomeration Kreuzlingen-Konstanz zum Einkaufen oder Arbeiten.

Welche Bedeutung hat ein attraktives ÖV-Netz für eine Gemeinde?

In erster Linie profitieren all jene, die kein Auto fahren können oder wollen. Man ist mühelos bei jedem Wetter unterwegs. Gerade in Verbindung mit Konstanz kann man mit Bus und Bahn jeden Stadtteil erreichen. Auch Aussengemeinden profitieren; zum Beispiel benutzen sehr viele Patienten, Besucher aber auch Mitarbeitende des Spitals Münsterlingen regelmässig das ÖV-Angebot. Ein anderes Beispiel: Man hat für Pendler extra das Industriegebiet Tägerwilen erschlossen. Würden die jährlich eine Million Fahrgäste unseres Busnetzes auch mit dem Auto unterwegs sein, hätten wir ein «Verkehrsinfarkt». Ein attraktives ÖVNetz hilft, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.

Wir feiern 30 Jahre Stadtbus – eine Erfolgsgeschichte. Wie sieht der Stadtbus der Zukunft aus?

Wir stehen kurz vor der Elektrifizierung der gesamten Busflotte. So sind wir nach 30 Jahren leise und abgasfrei unterwegs. Die Infrastruktur wird laufend verbessert, sodass die Busse in Zukunft pünktlicher sein werden. Mit Busbevorzugungen, insbesondere bei Kreiseln, aber auch extra Fahrspuren erreichen wir, dass man mit dem Bus schneller und pünktlicher sein wird als mit dem Auto. Der Bushof beim Dreispitz wird benutzerfreundlich überdacht und eine wichtige ÖV-Drehscheibe bilden. Die Bushaltestellen werden nach dem Behindertengleichstellungsgesetz umgebaut. Neue in Kreuzlingen konstruierte und gefertigte Bushäuschen an den Haltestellen werden das Warten bei jedem Wetter angenehmer machen.