Brieftaube
In dieser Kolumne kehrt unsere Autorin Trix Nörgeli die Rubrik Leserbriefe um und schreibt aus aktuellem Anlass nicht immer ganz ernst gemeinte Briefe an einzelne Personen oder Gruppen. Die Fakten oder Zitate sind jeweils authentisch, in der Interpretation ist Nörgeli jedoch frei. Unerreichbares Vorbild dafür ist eine Rubrik in der Satirezeitschrift «Titanic».
Ist Ihnen, Stadtbademeister Ruedi Wolfender,
bei der Meldung des Brandes der historischen Rorschacher Badehütte nicht auch dieser Gedanke gekommen: Hätten wir unsere alte Badi noch (anstelle der von Guido Leuteneggers Fleischressourcen beweideten Wollschweine-Insel), dann wäre es jetzt die einzige ihrer Art am Schweizer Ufer! Aber auch wenn die Rorschacher ihr Bijou wieder aufbauen, so eine historische – und vegetarische! – Holzbadi auf Stelzen würde halt auch im Kreuzlinger Trichter was hermachen. Warum nicht mal kurz durchrechnen? Mengenrabatt nicht vergessen.
Euch, Feuerwerktätige,
geht es langsam an den (blauen oder weissen) Kragen. Nachdem die Volksinitiative zustande gekommen ist und bald in Bern behandelt wird, regt sich in Ge-meinden da und dort schon vorauseilender Gehorsam. So soll in Thundorf Feuerwerk im Siedlungsgebiet verboten werden. Keine laute Knallerei mehr, nur noch surrendes Drohnenballet. Schlau, wie die Emmishofer Narren sind, haben sie eine noch nicht reglementierte Lärmquelle entdeckt: Am nächsten Fasnachtsumzug verteilen sie Trillerpfeifen. Wenn Frauen in ihrer Gesellschaft schon nicht aktiv mittun dürfen, dann dienen sie wenigstens als Vorbild. Als Akt subversiver Störung pfeift es an Frauenstreiks jeweils ohrenbetäubend.
Ihr habt es, liebe Karin und lieber Thomas Jucker,
in diesen Tagen nicht leicht. Seit der Ankündigung Eures Rückzugs aus der «Linde» Tägerwilen, schütteln Liebhabende ausgezeichneter Gastronomie fast pausenlos bedauernd den Kopf. Wäre es doch so einfach, es nur mit der günstigeren Konkurrenz in Konstanz zu begründen. Das ist man sich hier seit Jahren gewohnt. Stattdessen sind für einmal nicht nur wirtschaftliche, sondern auch persön-liche Gründe dafür verantwortlich. Nachdem nun das Original verschwindet, wäre es an den bestehenden Restaurants und Hotels, Euch zu kopieren und ein Ange-bot zu schaffen, bei dem – wie in Eurer «Linde» – einfach alles stimmt.
Es geschehen, kantonale Denkmalpflege,
noch Zeichen und Wunder. Seit Jahren hast Du bei hunderten von Objekten mit den Bauherren zum Teil erbitterte, immer aber kostspielige Kämpfe um Geländer-sprossen und Dachlukarnen ausgefochten. Jetzt aber willst bzw. musst Du nach neuen, vernünftigeren Vorgaben arbeiten. Auch soll die Zahl der Schutzobjekte verringert werden. Nur die Schaffung einer «unabhängigen Fachkommission», die den Gemeinden auf die Finger schaut, erinnert noch an das alte Regime. Wetten, dass diese gestrichen würde, sollte der Kanton – wie Trump mit Elon Musk – einen Sparfuchs einsetzen?
Nichts für ungut. Ihre Trix Nörgeli
In dieser Kolumne kehrt unsere Autorin Trix Nörgeli die Rubrik Leserbriefe um und schreibt aus aktuellem Anlass nicht immer ganz ernst gemeinte Briefe an einzelne Personen oder Gruppen. Die Fakten oder Zitate sind jeweils authentisch, in der Interpretation ist Nörgeli jedoch frei. Unerreichbares Vorbild dafür ist eine Rubrik in der Satirezeitschrift «Titanic».