Selina Fässler
Die Kreuzlinger Grafiker nimmt sich in ihrer Arbeit Tabu-Themen an.
Ein Jahrhundert- und Gemeinschaftsprojekt zwischen Schule und Stadt Kreuzlingen: Die Sanierung und Erweiterung des Schwimmbads Egelsee ist ein Synonym für die Zukunft.
Wasserratten dürfen sich freuen: Planmässig wird der Neubau des Bad Egelsee inklusive Sauna am 7. Oktober 2023 eröffnet. Ein Jahr später ist das Grossprojekt mit der Übergabe des sanierten Thermalbads an die Öffentlichkeit abgeschlossen. Seit der Volksabstimmung im Jahr 2018 änderten sich zahlreiche Parameter, auch personelle. Als Gemeinschaftsprojekt zwischen Stadt und Schule Kreuzlingen zeichnen als Projektverantwortliche Stadtrat Daniel Moos seit dem 1. Juni 2023, als Nachfolger von der ehemaligen Stadträtin Dorena Raggenbass, die das Projekt von Beginn an begleitet hatte und Schulpräsidentin Seraina Perini Allemann seit Sommer 2020.
Frau Perini Allemann, Herr Moos, in einem Monat wird der Neubau des Bad Egelsee eröffnet. Was dürfen die Nutzerinnen und Nutzer erwarten?
Seraina Perini Allemann: Kreuzlingen erhält in meinen Augen ein funktionales Bijou. Gleichzeitig ist bis zur Gesamteröffnung im Herbst 2024 Geduld gefragt. Was 1974 mit dem Kleinbad Egelsee begonnen hat, ist heute ein grosszügiges, schönes und durchdachtes Bad, beziehungsweise ein Neubau. Das gelungene Projekt kam auch dank Einbezug der Nutzerinnen und Nutzer zustande, die partizipativ in die Planung einbezogen wurden. Ab dem 8. Oktober steht das neue 33 × 25-Meter-Schwimmbecken mit einer Wassertiefe von 2 Meter zur Verfügung, das in zwei Becken von 25 × 25 Meter und 6 × 25 Meter unterteilbar ist. Dabei kann im kleineren Teil mit Hilfe eines Hubbodens die Wassertiefe im 6 × 25 Meter-Bereich zwischen 2 Meter bis 0.4 Meter variiert werden. Die Tribüne bietet bei Wettkämpfen Platz für rund 200 Personen und dient im Normalbetrieb als attraktive Aufenthalts- und Ablagefläche. Der eingeschossige pavillonartiger Baukörper erfüllt diverse Funktionen. Unter anderem sind dort Sauna, Dampfbad, Erlebnisduschen und ein Ruheraum untergebracht, ganz nach dem Motto klein, aber fein. Im Verbindungsbau befindet sich ebenfalls das Selbstbedienungsbistro mit Sitzgelegenheiten zum gestalteten Aussenbereich hin.
Daniel Moos: Die Bevölkerung erhält ein hoch modernes Bad, auch in energetischer Hinsicht. Dank des Thermalwasserbezugs von 50'000 Kubikmeter pro Jahr, der Produktion von Solarstrom und der Mehrfachnutzung von Energie, kann der Verbrauch fossiler Energie maximal reduziert werden. Wermutstropfen bleibt bis zur Gesamteröffnung im Herbst 2024 die eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit für die Öffentlichkeit und Familien. Ein Blick auf den Belegungsplan spiegelt die starke Auslastung durch Schulen und Vereine. Für Familien mit kleineren Kindern sind der Samstagnachmittag und Sonntag die besten Tage. Wir bitten um Verständnis und Geduld: mit der Inbetriebnahme der Gesamtanlage im nächsten Jahr können wir die Kapazität stark erhöhen.
Worauf muss man sich bei einem Projekt dieser Komplexität verlassen können, damit es gelingt?
Seraina Perini Allemann: Auf ein professionelles Team, das jederzeit verantwortungsvoll das Gesamtprojekt im Auge behält. Wir sind mit der Wahl des Architekturbüros, des Bauherrenvertreters, den restlichen Mitgliedern der Projektgruppe und unseren Mitarbeitenden bestens aufgestellt. Zentral in diesem Prozess ist für mich auch das kritische Hinter- und Nachfragen seitens der Bauherrschaft.
Daniel Moos: Als neu gewählter Stadtrat bin ich dabei mich in das Projekt einzuarbeiten und erlebe dabei die Zusammenarbeit als sehr angenehm, konstruktiv und lösungsorientiert. Diese Feststellung bezieht sich auf das gesamte Projektteam, das sich aus internen und externen Fachpersonen zusammensetzt.
Gab es vor oder während der Projektphase auch schwierige Momente?
Seraina Perini Allemann: Auf engstem Raum wurden um das Egelsee verschiedene Bauprojekte vorbereitet oder realisiert: Ein Mehrfamilienhaus, die Überbauung an der Bärenstrasse, Erdsondenbohrungen und natürlich das Bad Egelsee selbst. Dies führte für das Schulzentrum Egelsee und für die Nachbarschaft zu Belastungen und Entbehrungen. Sei es in Bezug auf den Lärm, die Schulwegsicherung, den Pausenplatz oder die Parkplätze. Belastend wirkten sich auch die Pandemie und die damit zusammenhängenden Lieferverzögerungen aus oder der Baustellenunterbruch bei den Erdsondenbohrungen. Eine der grössten Herausforderungen war zudem der nötige Zusatzkredit.
Daniel Moos: Als das Parlament Ende 2020 den Zusatzkredit infolge Mehraufwands und Projekterweiterung für das Egelsee bewilligte, war ich noch Mitglied des Gemeinderats. Kostenüberschreitungen sind immer unschön und gilt es selbstverständlich zu vermeiden. Je komplexer ein Bauprojekt, umso mehr Mittel müssen in den Planungsaufwand fliessen, um eben Mehrkosten zu vermeiden beziehungsweise maximale Kostensicherheit zu erhalten. Diese Meinung vertrat ich bereits als Gemeinderat und tue es immer noch.
Seit dem 1. Juli 2023 hat die Stadt die Betriebsführung der Gesamtanlage Bad Egelsee von der Schule Kreuzlingen übernommen. Per 1. Januar 2024 fällt auch das Schwimmbad Hörnli in die Betriebsführung der Stadt.
Daniel Moos: In diesem Prozess spiegelt sich der Wandel der Zeit. Jahrzehntelang engagierte sich die Genossenschaft Hörnli mit enormem Einsatz. Aus betriebswirtschaftlichen, technischen und personellen Gründen zwang sich eine neue Lösung auf, die vom Parlament unterstützt wurde. Im Zuge dieser Reformation wurde in meinem Departement Gesellschaft die Stelle «Sportanlagen und Betriebe» geschaffen.
Seraina Perini Allemann: Die Übergabe des Bad Egelsee an die Stadt ist auch mit Wehmut verbunden. Ich bin jedoch überzeugt, mit dieser Lösung die sinnvollste und effizienteste Form gewählt zu haben. Die Sekundarschule bleibt als Eigentümerin des Thermalbads mit zwei Personen in der Betriebskommission vertreten und wird ihren finanziellen Beitrag leisten. Insofern wird die Schule Kreuzlingen auch künftig mit dem Bad Egelsee verbunden bleiben.
Schwimmbäder werfen bekanntlich keinen Gewinn ab. Am Betrieb beteiligen sich die Schule Kreuzlingen, der Kanton und die Nachbargemeinden mit jährlich wiederkehrenden Beiträgen. Ist bereits abschätzbar, ob die Beiträge kostendeckend sind?
Seraina Perini Allemann: Um dazu eine differenzierte Aussage machen zu können, sind mindestens zwei Betriebsjahre notwendig. Die wiederkehrenden Beiträge der Trägerschaften wurden bereits in der Volksbotschaft definiert. Obwohl das Bad Egelsee nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt wird und eine eindrucksvolle Energieeffizienz aufweist, ist mit Defiziten zu rechnen.
Daniel Moos: Das Bad wird nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt. Ziel ist es, die Betriebskosten mittels Energieeffizienz und Nutzung von Synergien substanziell tief zu halten. Es ist nicht zu vermeiden, dass ein Defizit stehen bleibt. Dieses wird von der Sekundarschulgemeinde und der Stadt Kreuzlingen getragen.
In einem Jahr ist das Grossprojekt abgeschlossen, erste Erfahrungen im Betrieb gemacht. Diesen Zeitpunkt vor Augen, worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Seraina Perini Allemann: Mit der Eröffnung der Gesamtanlage im Herbst 2024 können wir für alle ausreichend Wasserfläche bieten, und uns zudem über einen gelungenen, grosszügigen Neubau sowie auf ein umfassend saniertes Bad mit Rutschbahn freuen. Zu wissen, dass ein Projekt dieser Grössenordnung gemeinsam von Stadt und Schule umgesetzt werden kann, freut mich besonders.
Daniel Moos: Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahrhundertbauprojekt im nächsten Jahr abschliessen und der Öffentlichkeit übergeben dürfen. Die Stadt Kreuzlingen und ihre Nachbargemeinden erhalten eine Top-Anlage, die hoffentlich viele Jahrzehnte lang Freude bereitet.
IDSK
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