An der Volksabstimmung gescheitert: Die Umgestaltung der Hauptstrasse Nord fand im vergangenen Jahr keine Zustimmung. zVg
14.05.2024 16:37
Die grosse Herausforderung
Baustellen, Staus, Abstimmungen und Verkehr: Der Gemeinderat stellt Fragen und Forderungen an den Stadtrat
Gleich drei Motionen beschäftigen sich mit der künftigen Verkehrsplanung der Stadt Kreuzlingen. Neben «Mobilität Kreuzlingen 2050» auch «Kreuzlinger Kollonaden» und «mehrheitsfähige Strassensanierungen».
Kreuzlingen Die vielen Baustellen, die Ablehnung von Strassensanierungen und -Umgestaltungen, Staus und Verkehrskonzept: Das Kreuzlinger Parlament will es genauer wissen und so wurden an der vergangenen Gemeinderatssitzung gleich drei Motionen zum Thema eingereicht. Eine parteiübergreifende Motion von Xaver Dahinden trägt den Titel «Gesamtverkehrskonzept Mobilität Kreuzlingen 2050».
Teil der «Vision Kreuzlingen»
«Der Stadtrat wird beauftragt, ein Gesamtkonzept zu erschaffen, das auf die nächsten 25 Jahre ausgerichtet ist. Es basiert auf aktualisierten Planungen sowie auf neusten Analysen und Szenarien», heisst es zu Beginn. Im Konzept seien Werte und Ziele zu formulieren, auf denen das Konzept beruhe. «Das Konzept skizziert und kommentiert die zu erwartende Bevölkerungs- und Mobilitätsentwicklung in den nächsten 25 Jahren», so der Auftrag an den Stadtrat. Es bearbeite die daraus resultierenden heutigen und künftigen Fragestellungen und beurteile die Herausforderungen der Zukunft.
«Das Konzept erklärt bestehende Planungen und Grundlagen, es bezieht die sich abzeichnenden technischen Entwicklungen und Trends mit ein und berücksichtigt die Fachstudien der künftigen Mobilität», so die Forderung der Motion. Das Mobilitätskonzept sei Teil der Gesamtentwicklung «Vision Kreuzlingen 2050». Vorstellungen zu Aufenthaltsqualität, Entlastungen, Langsam- und Mischverkehr oder auch Parkieren und Umfahrung sollen enthalten sein. Daneben sollen auch die Folgen der Fertigstellung der B33 berücksichtigt werden. Und schliesslich seien «die erwartete Entwicklung bis ins Jahr 2050 sowie die geplanten Massnahmen in einem Zeitplan darzustellen.
Auswirkungen der B33 prüfen
Die SVP-Fraktion beauftragt in ihrer Motion «Mehrheitsfähige Strassensanierungen in der Stadt Kreuzlingen» den Stadtrat, die Projekte für Strassensanierungen und Aufwertungen so zu gestalten, dass sie von der Stimmbevölkerung sowohl unterstützt als auch bei den Abstimmungen angenommen würden. Denn «die Kreuzlinger Bevölkerung hat bei diversen Abstimmungen verschiedene Strassenvorlagen abgelehnt, wobei entweder eine direkte Ablehnung erfolgte oder es einen zweiten Anlauf bedurfte, mit überarbeiteten Projekten, um eine Zustimmung zu erhalten».
Die SVP-Fraktion fordert in der Motion Massnahmen. «Die Sanierungen der Hauptverkehrs- und Ortsverbindungsstrassen sollen darauf ausgerichtet sein, den Verkehrsfluss bestmöglich zu gewährleisten. Auf unnötige Bauten wie Mittelstreifen oder sonstige verkehrsberuhigende Massnahmen ist zu verzichten. Darüber hinaus sollen Fussgängerstreifen mindestens in ihrer aktuellen Anzahl beibehalten werden». Alternative Routen für den Langsamverkehr seien bei fehlender Strassenbreite ernsthaft zu prüfen, verlangt die Motion weiter. Die Erstellung eine Parkplatzkonzeptes für das Zentrum unter Berücksichtigung der Bedürfnisse von Handel und Gewerbe ist eine weitere Forderung. Auch die SVP verlangt die Prüfung, wie sich die Eröffnung der B33 auf den Verkehr der Stadt auswirkt, «falls nötig ist der Richtplan von 2019 anzupassen».
Zur Not mit Chinesen
Visionär geht es Aufrecht-Gemeinderat Georg Schulthess in seiner Motion an. Diese will den Bau eines querenden Viadukts auf Kreuzlinger Boden. Die Mobilitätssituation habe sich auf dem Gemeindegebiet so verschärft, dass der Verkehr täglich zu verschiedenen Zeiten zum Erliegen komme, begründet er sein Anliegen. «Eine Schnellstrasse, die durch Kreuzlingen sowohl unterirdisch als auch ein Stück auf einem touristisch schönen, in Sandstein gebauten Viadukt in Seenähe auf bestehender Bahnachse führt», schlägt seine Motion vor. Ab Autobahnzoll verlaufe die Strasse unterirdisch neben oder unter der Bahn bis zum Hauptbahnhof Kreuzlingen, am Bahnhof entlang ebenfalls. «Ab Gleisdreieck geht die Strasse auf den Viadukt bis zum Schwimmbad Hörnli, wo die Strasse wieder in ein unterirdisches Trassee bis zum Bahnhof Bottighofen herabgeführt wird und vor der Gemeindegrenze Münsterlingen in die Hauptstrasse mündet».
Georg Schulthess ist sich der hohen Kosten, er schreibt von 450 bis 500 Millionen Franken, bewusst. Er schlägt deshalb unter anderem vor, dass in Etappen gebaut wird. Land aus dem Rückbau bestehender Strassen könnten verkauft, auf den Bau der neuen Stadtverwaltung sowie des Betriebsgebäudes Energie Kreuzlingen verzichtet werden. Ausserdem seien Kürzungen im Budget vorzunehmen. «Zur Not eine chinesische Baufirma beauftragen», ist ein weiterer Vorschlag von Georg Schulthess.
Von Kurt Peter
Die Motionen genau prüfen
Der zuständige Stadtrat Ernst Zülle spricht von zwei nachvollziehbaren und seriösen Motionen und einer «nicht umsetzbaren Vision». Der Stadtrat werde die Fragen und Forderungen ganz genau prüfen, die künftige Begleitgruppe Verkehr werde sich ebenfalls damit befassen und Aufgabenstellungen aufarbeiten. «Verkehr und Baustellen sind die Hauptthemen in Kreuzlingen. Anregungen aus den Motionen wurden bereits diskutiert».