Das Parkhaus Hafenbahnhof kommt mit Änderungen nochmals in den Gemeinderat. zVg
29.08.2024 05:00
E-Type wieder auf der Strasse
Projekt Parkhaus, Buseinstellhalle und Velostation kommen am 5. September vor den Gemeinderat
18,9 Millionen Franken beantragt der Stadtrat an der kommenden Gemeinderatssitzung für den Bau eines Parkhauses mit Buseinstellhalle und Velostation. Es ist der zweite Versuch nach der Rückweisung im Gemeinderat 2020. Inzwischen liegen definitive Absichtserklärungen vom Kanton und der PostAuto AG für die Miete von Parkplätzen vor.
Kreuzlingen «Nach der Rückweisung der Vorlage im Januar 2020 mussten wir nochmals über die Bücher», sagt Stadtrat Ernst Zülle. Den Grund für das vorläufige Scheiterns des Projektes «E-Type» sieht er in den damaligen Unsicherheiten aufgrund der hängigen Initiative zur Freihaltung der Festwiese, den fehlenden verbindlichen Zusagen von Seiten von Kanton und PostAutoAG für die Miete von Parkplatzen, die im Vergleich zur Machbarkeitsstudie deutlich höheren Kosten «und die Dringlichkeit des Projektes wurde vom Gemeinderat verneint und der Zeitpunkt als nicht ideal bezeichnet». Zur Reduktion der Kosten sei zudem der Wunsch nach Investoren geäussert worden.
Keine teuren Mietlösungen mehr
Seit der Rückweisung vor fast vier Jahren habe sich die Situation klar verändert. «Unsere Stadtbusse stehen in einer Einstellhalle in Tägerwilen, diese entspricht in verschiedenen Bereichen wie Brandschutz, Stromkapazität oder fehlende Entwässerung nicht mehr den Anforderungen und muss, wie auch der Besitzer bestätigt, saniert werden», führt Ernst Zülle aus. Zudem müssten für die Unterbringung der acht Busse 140'000 Franken jährlich bezahlt werden, das entspreche einem Preis von 17'500 Franken. «In der Branche hingegen ist ein Betrag von 10'000 bis 12'000 Franken üblich». Bei diesem Betrag seien bereits sämtliche Zusatzleistung enthalten.
Durch den geplanten Neubau könne auf eine teure externe Mietlösung verzichtet werden und der Busbetrieb könne von einer massgeschneiderte Infrastruktur profitieren. Da die Stadtbuslinien in Zukunft auf Elektrobusse setze, seien Stationen für die Grundladung vorgesehen, die Hauptladung finde am Stadtbahnhof statt, so Ernst Zülle. In der Einstellhalle werden nicht nur die Stadtbusse Platz finden, sondern auch die Postautos. Die PostAuto AG bestätigt in einer Mietabsichtserklärung den Bedarf an zwölf gedeckten Bus-Einstellplätzen und zahlt dafür 132'000 Franken jährlich an Miete.
Entlastung für den Bärenplatz
«Die Buseinstellhalle wird aber nicht nur in der Nacht genutzt, tagsüber werden die Parkplätze an den Kanton für die Pädagogische Hochschule vermietet», erklärt Ernst Zülle. 96 Parkplätze beabsichtigt der Kanton zu mieten. Durch die Doppelnutzung könnten die vorhandenen Flächen im Sinne des haushälterischen Umgangs mit dem Boden ausgenutzt werden, andererseits «stehen dann der Öffentlichkeit auf der Festwiese Parkplätze zur Verfügung, die für die Besuchenden des Familien- und Freizeitbades Egelsee einem grossen Bedürfnis entsprechen». Die oberste Etage des Parkhauses stehe allein der öffentlichen Nutzung zur Verfügung.
Neben der Möglichkeit, die Busse zentral in einer stadteigenen Halle einzustellen, sei der Standort am Hafenbahnhof aufgrund der direkten Anbindung an den öffentlichen Verkehr (Direktverbindung nach St. Gallen und dem ab 2027 geplanten Hochrhein-Bodensee-Express Herisau-Basel), die Nähe zum Seeburgpark mit Schifffahrtshafen und Sportanlagen sowie dem Bildungscampus ideal. «Wir wollen den Kiesparkplatz beim Hafen weiter entlasten, daher schreiben wir das Parkhaus Seestrasse im Baurecht aus. Für Investoren sicher ein idealer Standort. Und die Stadt kann künftig mit beiden Anlagen die Parkplätze dahin verlagern», so der Stadtrat.
Defizit ist steuerneutral
Im Zuge der Überarbeitung des Projekts wird das Restaurant «Seekebab» nicht mehr im Parkhaus integriert, sondern kann am heutigen Standort bestehen bleiben oder durch einen Neubau ersetzt werden. Dadurch ergibt sich laut Botschaft die Chance, die Velostation unter der westlichen Rampe zu realisieren. In einer ersten Phase würden 105 Veloabstellplätze realisiert, wobei auch Plätze für Anhänger und Liegevelos sowie Schliessfächer und Aufladestationen für E-Bikes zur Verfügung ständen. Falls Bedarf nach zusätzlichen Abstellplätzen entstehe, könnten die Veloständen durch Doppelstöcker ergänzt werden, 75 zusätzliche Velos hätten dann Platz.
Die Botschaft rechnet mit fixen Mieteinnahmen von 335'300 Franken und flexiblen Mieteinnahmen von 512'500 Franken. Den Aufwand beziffert die Botschaft mit 1,069 Millionen Franken, inklusive Strassenbau. Demnach beläuft sich das jährliche Defizit auf 221'000 Franken, das allerdings aus Gebühren und Parkbussen gedeckt wird. Die Spezialfinanzierung Parkplatzbewirtschaftung weist per Ende 2023 einen Bestand von 20,617 Millionen Franken auf, «sodass genügend Kapital vorhanden ist, um das Parkhaus während der Abschreibungsdauer von 33 Jahren steuerneutral zu betreiben».
Unabhängig von der angenommenen Parkplatzauslastung und einer möglichen Erhöhung der Parkgebühren gehe der Stadtrat davon aus, dass spätestens nach vor vorgeschriebenen Abschreibungsdauer von 33 Jahren nur noch Gewinne geschrieben werden, da das Parkhaus aufgrund der massiven Betonbauweise eine weitaus höhere Lebensdauer aufweist.
Das letzte Wort hat das Volk
Das Kreditbegehren beinhaltet neben den Baukosten von 17,455 Millionen Franken 700'000 Franken als Folgekosten für Zu- und Wegfahrten sowie 640'000 Franken für den Übertrag des Landes vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen. Das zurückgewiesene Projekt hatte Kosten von 16,245 Millionen Franken ausgewiesen. «Im aktuellen Projekt hat die Fassadenbegrünung zu Mehrkosten geführt, vor allem aber die Bauteuerung», begründet Sandro Nöthiger, Leiter Tiefbau in der Bauverwaltung die höheren Investitionen. «Die Teuerung beträgt 12,8 Prozent, das macht 1,9 Millionen Franken aus».
Wenn der Gemeinderat am kommenden Donnerstag dem Kreditantrag zustimme, werden die Stimmberechtigten am 24 November darüber entscheiden. Beim Ja werden bis Juni 2025 die Planungs-Vorbereitungen durchgeführt, Werk- und Detailplanung sowie Ausschreibung Januar bis Juni 2026, Baubeginn ist im Sommer 2026 und Inbetriebnahme Ende 2027 vorgesehen.
Von Kurt Peter