Die Künstlerin Marianne Jost inmitten ihrer Kunstwerke in ihrem Keller. Bild: Nico Wrzeszcz
01.11.2025 07:00
Ein Leben für die Kunst
Marianne Jost ist schon ihr Leben lang Künstlerin - Ihre Werke verkauft sie in der Regel nicht, sondern sammelt diese in ihrem Atelier
Auf 89 Jahre Lebenserfahrung kann die Kreuzlinger Künstlerin Marianne Jost zurückblicken. Bei ihr zu Hause findet sich eine Sammlung ihrer ganz persönlichen Kunstgeschichte.
Kreuzlingen Auch heute stellt Marianne Jost noch regelmässig einige ihrer Kunststücke aus. Werke dafür hat sie bei sich zu Hause mehr als genug. Denn im Atelier im Untergeschoss ihres Hauses befindet sich ihre persönliche Kunstsammlung, alle Stücke, die sie in ihrem Leben gefertigt hat. «Einige Objekte habe ich auch verkauft, unter anderem hat die Stadt Kreuzlingen einige meiner Kunststücke erworben», erzählt die Künstlerin. Aber Kunst sei nie ihre Haupteinnahmequelle gewesen, diese Arbeit habe sie hauptsächlich durch Sponsoren finanziert.
Anfänge in der Schulzeit
Den ersten Kontakt mit der Kunst hatte sie noch vor ihrer Schulzeit. «Meine Eltern hatten schon immer Freude an der Kunst und haben diese wohl an mich weitergegeben. An der Sekundarschule hatte ich dann auch sehr gute Kunst- und Zeichenlehrer, die mich sehr unterstützt haben.» Anschliessend ging es nach Frauenfeld an die Kantonsschule. «In Kreuzlingen gab es zu meiner Schulzeit noch keine Kantonsschule, also musste ich nach Frauenfeld. Dafür habe mir meine Eltern ein Zimmer angemietet. Denn der tägliche Schulweg war sonst nicht realisierbar.» Ihr Vater war Arzt und wäre es nach ihm gegangen, wäre auch Marianne Jost Ärztin geworden. Doch sie selbst wollte nicht Medizin studieren.
«Ich hatte an der Kantonsschule einen Zeichenlehrer der mich immer gefördert und unterstützt hat.» Bis sie schliesslich selbst die Ausbildung zur Zeichenlehrerin in Genf absolviert hat. «Als ich damit fertig war, war ich etwa 23 oder 24 Jahre alt. Anschliessend habe ich für etwa ein Jahr in Zürich an einer Schule unterrichtet. Die meiste Zeit, habe ich jedoch für mich gearbeitet», blickt Marianne Jost zurück.
Fokus auf Metall- und Bronzearbeiten
Nach der Lehrzeit habe sie dann angefangen, plastisch zu arbeiten. Dafür habe sie ihre Kunstwerke aus Styropor gefertigt und diese dann in eine Giesserei nach Mendrisio gebracht. Und auch ihre letzten Werke waren alle aus Bronze oder Chromstahl. «Ich habe einen Freund, der Schweisser ist. Er hilft mir noch ab und zu bei einigen Werken.» Ihre Metallwerke sind heute noch regelmässig Teil von Ausstellungen. Sie ist zudem Mitglied von «kunstthurgau», einem Zusammenschluss von 24 Kunstschaffenden.
Neben ihren Metallarbeiten hat Marianne Jost unter anderem auch Teppiche gewoben, der Webstuhl steht heute noch in ihrem Atelier. Ein Teppich ist sogar noch eingespannt und wartet darauf, fertiggestellt zu werden. «Einmal täglich komme ich hier runter und spiele auf meinem Flügel. Ich spiele sehr gerne und gehe hier und da noch an Konzerte», so die Kreuzlingerin.
Ihre Familie konnte sie gut mit der Kunst vereinbaren. «Meinen Mann habe ich in der Kantonsschule kennengelernt, wir haben vier Kinder zusammen.» Ihr Mann habe sogar die Arztpraxis von ihrem Vater übernommen, vor zwei Jahren ist er jedoch verstorben. «Seit dem wohne ich alleine im Haus, aber meine Kinder besuchen mich regelmässig. Meine eine Tochter wohnt nur wenige Häuser weiter.» Wirklich alleine ist Marianne Jost bei all ihrer Kunst in ihrem Haus aber auf keinen Fall.
Von Nico Wrzeszcz
Ausstellung im Kunstmuseum
Am Sonntag, 2. November, findet um 11.45 Uhr die Vernissage zur Ausstellung «RESONANZ» im Kunstmuseum Thurgau statt. Hier ist Marianne Jost mit einer Bronzeskulptur vertreten. Ihre Wahl des Ausstellungsobjekts fiel auf eine bewegliche Bronzeskulptur mit dem Titel «im Einklang», die in den 90er-Jahren enstand und in der Perseo Giesserei in Mendrisio gegossen wurde. Die Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau dauert bis zum 8. März 2026.