17.07.2024 20:00
Er stand stets für Kontinuität
Daniel Geisselhardt tritt im August als FC Kreuzlingen-Präsident zurück - Eine Bilanz über 16 Jahre
Nach 16 Jahren als Präsident des FC Kreuzlingen zieht Daniel Geisselhardt Bilanz. Es ist eine Geschichte, die von finanziellen Sorgen und sportlichen Höhenflügen geprägt ist. Im August wird sein Nachfolger gewählt, Daniel Geisselhardt übergibt Bujar Emini einen erfolgreichen Verein mit grossem Zusammenhalt.
Kreuzlingen Im August 2008, im Restaurant Burg in Kreuzlingen, stellte sich Daniel Geisselhardt als Präsident des FC Kreuzlingen zur Verfügung. «Für mich war das ein Engagement für die Gesellschaft, nachdem ich, obwohl einst Junior des FCK, diesen über Jahre nicht mehr verfolgt hatte», blickt er zurück. Die Familie Geisselhardt bezeichnet er ohnehin als fussballverrückt: «Es war für mich rasch klar, dass ich das Amt übernehmen wollte». Was er dann antraf: «Höhere Schulden als gedacht, kaum engagierte Mitglieder und einen schlechten Ruf in der Stadt».
Schiff wieder flott gemacht
Es sei darum gegangen, das Schiff sinken zu lassen oder wieder flott zu machen. «Konkurs oder Rettung, wir haben uns für Rettung entschieden». Allerdings sei das nicht ohne tatkräftige Hilfe früherer aktiver Spieler und Vorstände sowie von Darlehen, um die Schulden bezahlen zu können, möglich gewesen. Denn «der Versuch einer finanziellen Rettungsaktion in der Region brachte uns wenig». In diesen schwierigen Zeiten habe er sich auf Paul Nay, Ueli Grawehr, René Benz, Nunzio Padula, Daniel Bollmann, andere ehemalige Spieler und FCK-Mitglieder verlassen können. «Das war ein wichtiger Beitrag, um wieder auf die Füsse zu kommen».
Für Daniel Geisselhardt immer im Vordergrund in den vergangenen Jahren: Das Leitbild, 2010 erarbeitet und seither gültig. «Es war wichtig, diesen Leitfaden zu haben und auch danach zu handeln». Tatsächlich sind einige Punkte nicht nur auf dem Papier, sondern auch sportlich umgesetzt: «Der FCK ist der bestklassierte Verein im Kanton, wir bauen auf Spieler aus der Bodenseeregion und die Qualität in Spiel- und Trainingsbetrieb». Ganz weit oben stehe auch die Nachwuchsförderung, «die wir mittlerweile sehr erfolgreich umsetzen».
Sorgenkind Finanzen
Aus seiner Erfahrung zu Beginn der Amtszeit setzt Daniel Geisselhardt im Leitbild auch auf solide Finanzen. «Wir geben nicht mehr aus, als wir einnehmen, wir halten uns immer an gültige Verträge und wir führen die Rechnung offen und korrekt». Der sportliche Erfolg der 1. Mannschaft hat auch seine Schattenseiten: «Je höher die Liga umso höher die Kosten», bringt es Daniel Geisselhardt auf den Nenner. Das Budget erlaube es beispielsweise nicht, für die besten Spieler einen 1:1-Ersatz zu haben. Schiedsrichter und Reisespesen seien hoch, so seien beispielsweise drei Vereine in der Gruppe im Tessin beheimatet, mit entsprechend langen Wegen bei den Auswärtsspielen. Erfreulich sei wohl auch, dass der FC Kreuzlingen 20 Mannschaften mit 500 Spielerinnen und Spielern aufweisen könne, «doch der Schweizerische Fussballverband erhöht die Beiträge pro Aktivem fast jährlich, mit entsprechenden finanziellen Folgen für den Verein».
Wenn er eines in seiner präsidialen Laufbahn nicht geschafft habe, dann, dass die Schulden zwar massiv reduziert, aber nicht ganz abgebaut worden seien. «Es ist eine Tatsache, dass wir noch mehr Sponsoren gewinnen müssen». Zwar gehöre die Zahl von Zuschauern bei den Heimspielen mit durchschnittlich 370 zu den höchsten in der 1.-Liga-Gruppe und die Arbeit im Verein beruhe zum allergrössten Teil auf dem Ehrenamt, aber «wir müssen beispielsweise mehr als 20'000 Franken jährlich an Energie bezahlen». Es sei eine Herausforderung, den Verein finanziell auf Kurs zu halten, aber dank des grossen Einsatzes aller Mitglieder «sind wir auf gutem Weg».
Pragmatisches Vorgehen
Einnahmen generiere der Verein neben den Sponsorengeldern aus den Eintritten bei Heimspielen, dem Betrieb des Clubhaus-Restaurants, dem Beitrag der Stadt von 40 Franken für jeden in Kreuzlingen wohnhaften Junioren, aus der Bandenwerbung, von den Donatoren, den Jugend- und Sport-Beiträgen, den Matchbällen und den Mitgliederbeiträgen. «Wir werden wohl dennoch an der kommenden Generalversammlung über die Erhöhung der Mitgliederbeiträge diskutieren müssen, um unseren Verpflichtungen nachkommen zu können», lässt Daniel Geisselhardt keine Zweifel offen.
Als «pragmatisches Vorgehen» bezeichnet Geisselhardt die Schaffung von Infrastruktur. Ein Kunstrasenplatz konnte gebaut werde, alle fünf Plätze seien beleuchtet, das neue Garderobengebäude habe erstellt, die Tribüne erweitert und der Hauptplatz saniert werden können. Sanierung des Clubhaus seien durch Toni Murcia, Dominic Brandes und Helfern aus dem Verein durchgeführt worden. «Wir pflegen eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt, der Dank dafür geht vor allem an Abteilungsleiter Ruedi Wolfender». Auch mit der Bodensee-Arena gebe es eine erfreuliche Zusammenarbeit ohne Probleme, «Geschäftsführer Nico Seiler steht uns immer zur Seite».
Ein glückliches Engagement
«Der FC Kreuzlingen ist ein Familienverein», sagt Daniel Geisselhardt. Der FCK sei ein Verein in dem alle Willkommen seien. Zur deutlichen Imageverbesserung habe das Handicap-Team «Bodensee-Kickers» unter der Leitung von Yannick Cavallin beigetragen. Der FCK habe die landesweit besten Handicap-Turniere durchgeführt, zeigt sich Daniel Geisselhardt überzeugt. Leider sei dieser Bereich bei Plu-Sport etwas eingeschlafen, «wir würden das Team aber gerne wieder bei uns aufleben lassen». Und einen vollen Erfolg bescheinigt der Noch-Präsident der von Süleyman Altintas gegründeten Mädchen-Abteilung. Nach einem bescheidenen Beginn zähle der FC Kreuzlingen aktuell über 80 Spielerinnen. Bei den aktiven Männern und Junioren seien es 350. Mitglieder insgesamt habe der Verein rund 500.
«Die Zukunft sieht sehr gut aus», blickt Daniel Geisselhardt voraus. Der Vorstand sei neu zusammengesetzt, verjüngt und erweitert worden, die Verantwortung sei, anders als in seiner Anfangszeit als Präsident, auf mehrere Schultern verteilt. Auch sportlich sieht es Daniel Geisselhardt positiv. Der Klassenerhalt der 1. Mannschaft in der 1. Liga sehe er für die nächste Zeit wenig gefährdet. Rückblickend hält er fest, dass «das Engagement von Kürsat Ortancioglu ein absoluter Glücksfall war. Der Sportchef und Trainer ist der Vater des Erfolgs und bringt den gesamten Verein, nicht nur die 1. Mannschaft, voran».
Und noch drei Wünsche
Dem FC Kreuzlingen seien die jährlichen TKB-Partizipationsversammlungen schon lange ein Dorn im Auge. «Unser Platz 2 ist ab Anfang Mai durch das Festzelt belegt und nach dem Anlass bis August nicht bespielbar». Seine favorisierte Variante wäre ein Erstliga-tauglicher Kunstrasenplatz, der sofort nach dem Zeltabbau wieder zur Verfügung stehen könne. «Wenn eine gute Fee für den Verein drei Wünsche erfüllen könnte, dann wären dies neben diesem zusätzlichen Kunstrasenplatz eine Überdachung der Tribüne sowie eine Erhöhung des städtischen Beitrages für die Junioren». An der Generalversammlung vom 19. August tritt Daniel Geisselhardt zurück: «Ich freue mich, dass die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterführung des Vereins geschaffen worden sind und ich bedanke mich bei allen, die mich in diesen langen Jahren unterstützt haben».
Von Kurt Peter