Sie diskutierten über die Mobilität der Zukunft (vl): Ruedi Herzog, Séverine Schindler, Walo Abegglen und Ernst Zülle. Kurt Peter
06.03.2025 00:00
Es gibt keine einfachen Lösungen
Dauerthema «Verkehr» fand beim Podiumsgespräch im Kult-X grosses Interesse
Die Mobilität in Zukunft soll eine Mobilität für alle Verkehrsmittel sein. Dies wurde am SP-Stadtgespräch deutlich. Wobei auf mehr «Miteinander» statt «Gegeneinander» gesetzt werden muss.
Kreuzlingen Die SP Kreuzlingen lud am Montagabend ins Kult-X zur Podiumsdiskussion über die Mobilität in Zukunft und lud dazu SVP-Gemeinderätin Séverine Schindler, SP-Gemeinderat Ruedi Herzog und Stadtrat Ernst Zülle ein. Moderator Walo Abegglen machte in seinen einführenden Worten klar, dass «die wachsende Agglomeration Kreuzlingen-Konstanz grosse Auswirkungen hat, genauso die Fertigstellung der B33 im Jahr 2035». In der Region Kreuzlingen-Bottighofen seien zwischen 75 und 80 Prozent Ziel-, Quell- und Binnenverkehr, nur der kleine Rest Durchgangsverkehr. Auch darum liege noch viel Potenzial im Bahn-, Bus- und Langsamverkehr.
Es gibt Eigenverantwortung
Für Séverine Schindler war an der Diskussion wichtig, dass «es einen effizienten Verkehrsfluss für alle gibt». Dauerbaustellen, im Frühling folge mit der Sanierung des Kreisels Emmishofen die nächste, führten zu Staus und dies sei für Gewerbe sowie Handwerk mühsam. Ärgerlich sei auch, dass immer mehr Parkplätze wegfielen. «Im Zentrum muss endlich die Tiefgarage Festwiese in Angriff genommen werden», forderte sie. Mobilität heisse für ihn auch eine möglichst gefahrenarme Fortbewegung, erklärte Ruedi Herzog. «Es gibt eine Eigenverantwortung und die besteht für alle Menschen darin sich zu überlegen, welches Verkehrsmittel zu welchem Zweck genutzt wird». Vor allem im Hinblick auf Umwelt und Klima müsse Mobilität zukunftsgerichtet sein, meinte er.
«Strassen und Werkleitungen müssen saniert werden, mit Baustellen als Konsequenz», sagte Ernst Zülle. Während früher Strassen nur für Autos gebaut worden seien, habe sich die Situation verändert, vor allem der Veloverkehr sei in den letzten Jahren immer beliebter geworden.
Die Freiheit der Wahl
«Die Strasse ist zum Autofahren da», brachte Séverine Schindler ihre Meinung auf den Punkt. Und auch Elektromobilität brauche Strassen. Sie wünsche deshalb Strassen, die für alle Verkehrsteilnehmer sicher seien.
Mobilität sei für sie auch die Freiheit der Wahl, welche Verkehrsmittel genutzt würden. «Diese Freiheit gilt für alle». Die Strasse als Lebensraum, meinte Ruedi Herzog, sei nicht in allen Fällen gegeben. «Hauptachsen gehören sicher nicht dazu, in den Quartieren kann dies aber einfacher umgesetzt werden».
Ernst Zülle war der Meinung, dass «wir Strassen nicht den Verkehrsmitteln zuteilen dürfen». Es sei klar, dass das Gewerbe Staus nicht gerne hätten. Er plädierte dafür, vermehrt auf den ÖV oder das Velo umzusteigen. «Wer das Auto nicht unbedingt braucht, sollte auch nicht fahren, und wenn, dann möglichst nicht zu Stosszeiten». Wer dies berücksichtige helfe, Staus zu vermeiden.
Strassensanierungen und Umgestaltungen hätten es bei Volksabstimmungen schwer, so der Stadtrat. «Die Strassensanierungen sind getaktet, es ist schwer möglich, Projekte vorzuziehen oder zu verschieben». Die Kommunikation könne zweifellos verbessert werden, sagte er weiter. Bei der Sanierung des Emmishofer Kreisel gehe die Stadt neue Wege: «Es ist eine digitale Baustelle mit allen Erläuterungen zu den Arbeiten und mit Aktualisierungen der Baufortschritte». Ausserdem werde unter Verkehr gearbeitet, was die Stausituation zwar entschärfe, aber längere Bauzeiten bedinge. «Wir müssen ehrlich sein», so Ruedi Herzog: «Solange es Strassen gibt, gibt es Baustellen». Die zur Sanierung anstehenden Kreisel seien zeitgleich gebaut worden und nun fast gleichzeitig ein Sanierungsfall. Für ihn sei es wichtig, dass mit Art und Weise des Baus sorgfältig umgegangen werde. Sanierungen seien nötig, eine Neugestaltung einer Strasse nicht, meinte Séverine Schindler. Als Beispiel nannte sie die Bahnhofstrasse: «So etwas würde heute nicht mehr gebaut, noch wäre es mehrheitsfähig in einer Volksabstimmung».
Kreuzlingen kenne bei den Strassen ganz verschiedene Situationen. Deshalb sei der Stadtrat dazu aufgerufen, die einzelnen Projekte individuell zu planen, diese sorgfältig anzuschauen und zu entscheiden, forderte Ruedi Herzog. «Wir wollen die Beteiligung der Bevölkerung an Projekten ausweiten», gab Ernst Zülle bekannt. Vernehmlassungen, Stellungnahmen und Workshops seien Mittel dazu. Die Menschen müssten im ganzen Prozess mitgenommen werden.
Sicherheit für Velofahrende
In der Schlussrunde wurde ein grosses Problem angesprochen: Die Sicherheit für Velofahrende in den Kreiseln. Ruedi Herzog sah einen Widerspruch in Langlebigkeit dank Betonbelag und der Veränderung der Geometrie zur Sicherheit. «Diese Veränderung muss möglich sein, auch wenn keine Sanierung ansteht. Schlussendlich verringert aber ein Miteinander statt Gegeneinander das Gefahrenpotenzial». Und zum Schluss forderte er, den Verkehr so zu gestalten, dass der geringe, zur Verfügung stehende Raum gut genutzt werde.
Kurt Peter