Dominik Gügel.
18.07.2024 09:59
Napoleons grüner Daumen
Das Napoleon Museum trumpft mit zwei neuen Führungen und einem neuen Buch auf
Das Napoleonmuseum Arenenberg geht mit neuen Ideen ins Rennen und stellte diese zum Start der zweiten Jahreshälfte vor. Kostproben der zwei neuen Führungen und die Präsentation eines neuen Buches über Napoleon III. als Gartenbauer erwartete die Pressevertreter.
Salenstein Wer das Napoleon Museum besucht, hat meistens den ersten Kaiser Frankreichs im Kopf, statt
den gartenvernarrten Napoleon den III. und an die Frauen, welche die Geschichte des Arenenbergs prägten,
denken die wenigsten. Das soll sich ändern, dachte sich Museumsführer Pius Breitenmoser. Er erarbeitete
ein Konzept für eine neue Tour mit dem Titel «Starke Frauen am Arenenberg – Geschichten von Einfluss
und Erbe». Am Dienstag präsentierte er diese zum ersten Mal und nahm die Medienvertreter mit auf einen
eine kurze Reise zurück ins 19. Jahrhundert. In die Zeit, in der Frauen wie die selbstbewusste Konstanzer
Tuchhändlerin Appollonia Brisacher oder Hortense de Beauharnais, die einstige First Lady Frankreichs,
wie auch ihre vertraute Gesellschaftsdame Valéry Masuyer und Kaiserin Eugénie das damalige Leben prägten.
Die neue Themenführung
«Starke Frauen» stellt all diese und noch weitere «Powerfrauen» in den Mittelpunkt. Tosende Erlebnisführung
Louis Napoléon, der im Schloss aufwuchs, hatte einen grünen Daumen. Mit eigenen Händen mauerte er sich die erst kürzlich wieder erlebbar gemachte Brücke über die spektakuläre «Teufelsschlucht» im Park von Arenenberg und liess damit den wohl schönsten Teil der Gärten von Tivoli am Bodensee lebendig werden. Seine Mutter Hortense war angetan von dem Effort ihres Sprösslings. Vom Pavillon aus, der ausgegraben und detailgetreu an originaler Stelle wiederhergestellt wurde, beobachtete sie ihn dabei. Der gesamte östliche Teil des Arenenberger Parks wurde bis letzten Sommer wiederhergerichtet und ist nun bereit für eine «Erlebnisführung». Museumsdirektor Dominik Gügel erzählte, dass die Führung wie ein Theaterstück sei. Das Begehen der steilen Naturtreppe entlang der Teufelsschlucht erfordert Konzentration. So kam den Medienvertretern Gügels Aufforderung, innezuhalten und den Umgebungsgeräuschen zu lauschen, gerade recht. Die Vögel und das Rauschen des Bachs bilden das Orchester des Theaterstücks, erzählt er. Die Erlebnisführung mit tosendem Bach und Schauspielern hört sich vielversprechend an. Die Stellvertreterin von Dominik Gügel und «Urgestein» des Museums Christina Egli, gestaltete den Abschluss der Kostproben und stellte gewohnt wortgewandt ihr neues Buch über Napoléon III. als Gartenbauer vor. «Er ist für 80 Prozent der
Grünflächen in Paris verantwortlich», erzählt sie.
Anlässlich des 150. Todestages von Napoleon III. sei es wichtig, sich von dem negativen Image, das ihn bis
heute umgibt, zu lösen. Vielmehr wollte sie sich in ihrem Buch auf seine Errungenschaften konzentrieren.
Ob als Präsident der Republik oder als Kaiser der Franzosen. Nebst Erfolgen in wirtschaftlicher, politischer
oder sozialer Hinsicht, sei seine Grünflächenpolitik ein Beweis für seine nachhaltigen Taten.
Von Desirée Müller