Der Altersaufbau der Bevölkerung nach Geschlecht in einer Grafik. Bild: zVg
05.02.2024 08:00
Wie generationenverträglich ist die 13. AHV-Rente?
Die demographische Entwicklung zeigt es schon seit vielen Jahren, dass die Alterung der Gesellschaft Fakt ist und sich durch den Eintritt der Babyboomer-Generation ins Rentenalter noch beschleunigen wird.
Region Schon allein die steigende Lebenserwartung, die ja hoch erfreulich ist, bringt die AHV ohne zusätzliche Finanzierung in eine Schieflage. Nun soll durch diese Initiative die finanzielle Schieflage noch jährlich um 4 bis 5 Milliarden CHF zusätzlich beschleunigt werden.
Wer muss diese 13. AHV-Rente finanzieren?
Es wäre primär die arbeitende Bevölkerung, sprich die Jüngeren unserer Gesellschaft, welche die fehlenden Mittel erwirtschaften müssten. Sie und die Unternehmen müssten durch eine deutliche Erhöhung der Lohnprozente die zusätzlichen Kosten decken, die durch eine 13. AHV-Auszahlung entstehen würden. Eine sukzessive Erhöhung des Rentenalters ist aus meiner Sicht unumgänglich und aus gerontologischen Erkenntnissen, sofern die gesundheitlichen Voraussetzungen gegeben sind, sehr sinnvoll. Menschen, die noch gebraucht werden, noch eine Aufgabe haben, sind nachweislich vitaler, gesünder und haben eine höhere Lebensqualität. Das ist wissenschaftlich völlig unumstritten. Daher widerspricht die grundsätzliche Ablehnung einer Arbeitszeitverlängerung, mit welchen Argumenten auch immer, völlig den wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Sicht der nachfolgenden Generation
Die Gespräche mit jüngeren Mitgliedern unserer Gesellschaft zeigen, dass für sie unbestritten ist, dass es ältere Menschen gibt, die mit der AHV-Rente, meist reduziert, und der Ergänzungsleistung, sehr bescheiden leben müssen. Dass diesen Menschen, unbürokratisch, über die Erhöhung der Ergänzungsleistung gezielt und wirkungsvoll geholfen werden muss, ist ebenfalls unbestritten. Was aber die Generationenverträglichkeit massiv verletzt ist, wenn mit der Giesskanne allen eine 13. AHV-Rente ausbezahlt wird - und es gibt viele ältere Menschen, darunter zähle auch ich mich, die diesen Zustupf gar nicht spüren und ihn auch nicht brauchen. Die AHV ist ein solidarisches Versicherungssystem. Der Gutverdiener zahlt erheblich mehr in die AHV ein, als er im Rentenalter je beziehen kann. Das ist die Solidarität von wohlhabenden Menschen gegenüber Menschen mit einem schmalen Budget. Das ist gut so und muss auch so bleiben. Eine Annahme dieser Initiative würde aber das Solidaritätsprinzip zwischen den Generationen erheblich verletzen. Bei der Einführung der AHV 1948, als wir noch von einer Alterspyramide sprechen konnten wurde Solidarität von den Jungen für die Alten gefordert. Heute hat sich die Pyramide, bildlich gesprochen, auf den Kopf gestellt - das heisst, der schmälere untere Teil muss den stark wachsenden oberen Teil durch das Umlagesystem finanzieren.
Logische Folgerung muss sein, dass jetzt die Solidarität von uns Alten gegenüber den nachkommenden Generationen gefordert ist. Wenn wir Generationenfairness und -solidarität ernst nehmen, dann gibt es zu dieser Abstimmung nur eine Position, diese unsolidarische und nicht finanzierbare Initiative muss abgelehnt werden. Denken Sie an Ihre Kinder und ganz besonders an die Enkelgeneration. Sie wird das berappen müssen. Nein, das darf nicht sein!
René Künzli, terzStiftung Ehrenpräsident und Stifter