Bevor die Hütte brennt
Basil Höneisen ist der neue Kommunikationsbeauftragte der Stadt Weinfelden. Was er in der neu geschaffenen Stelle bewirken möchte, erzählt er bei einem Glas Wasser.
Basil Höneisen ist neuer Kommunikationsleiter der Stadt Weinfelden.
Bild: Jan Keller
Basil Höneisen ist der neue Kommunikationsbeauftragte der Stadt Weinfelden. Was er in der neu geschaffenen Stelle bewirken möchte, erzählt er bei einem Glas Wasser.
Weinfelden Basil Höneisen öffnet den Einbauschrank in seinem Büro. Hervor kommt nicht etwa ein Regal gefüllt mit Akten, sondern eine Küche. «Das war vorher ein Aufenthaltsraum», sagt Höneisen und füllt eine Glaskaraffe mit Wasser. «Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn meinen Kolleginnen und Kollegen weggeschnappt habe», sagt der neue Kommunikationsbeauftrage der Stadt Weinfelden und lächelt. Die letzten Jahre arbeitete er bei einer Bank in einem grossen Team an Kommunikationsexperten. Sein Fokus lag auf der internen Kommunikation der rund 11'000 Mitarbeitenden. Kommunikative Beratung bei Fusionen, personellen Wechseln oder Entlassungen gehöre ebenfalls dazu. Ein gänzlich anderes Umfeld, als das in einer Stadtkanzlei. Und dem Weinfelder scheint es zu gefallen.
«Eigentlich hätte ein Sportlehrer aus mir werden sollen», sagt er und giesst zwei Gläser ein. «Weingläser ok? Andere hats grad nicht», fragte der 32-jährige zuvor. Unihockey dominierte in den jungen Jahren sein Leben. Er besuchte die Sportschule in Erlen, als diese neu eröffnet wurde. Danach ging es in die Sportklasse der Kreuzlinger PMS. Training statt Wandtafelschreiben und im Chor singen. Sportlich reichte es bis in die damalige Nati B von Floorball Thurgau. Auch im Beruf auf den Sport zu setzen, wäre naheliegend gewesen. «Aber der Gedanke daran, künftig als Sportlehrer auch Gymnastik oder Schwimmen zu unterrichten, dämpfte meine Motivation». Und nur auf Unihockey zu setzen, kam für ihn nicht infrage. «Dafür fehlte mir der Ehrgeiz. Schon früh stellte ich mir die Frage: wozu das alles? Worin liegt der Mehrwert?» Nach Militärdienst und Lehrer-Praktikum bewarb er sich an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und schaffte die Aufnahmeprüfung für das Kommunikations- und Journalismus-Studium in Winterthur. «Heute weiss ich: Es war die richtige Entscheidung, mich für den Plan B zu entscheiden.» Denn während den Jahren bis zum Bachelor ging Basil Höneisen vollends in seiner Rolle auf.
«Das Studium war grosses Kino», schwärmt er. Schauspielunterricht, TV- und Radio-Beiträge produzieren, integrierte Praktika – unter anderem beim Schweizerischen Roten Kreuz. Sein erster «richtiger» Job bei der damaligen Fachhochschule St. Gallen als Kommunikationsbeauftragter bereitete ihn auf seine folgende Stelle bei Raiffeisen Schweiz vor. «Ich hatte nie die Absicht, für eine Bank zu arbeiten.» Und doch fand er durchaus Gefallen an der Tätigkeit – vor allem wegen deren Geschäftsmodell als Genossenschaft. «Das ist kommunikativ hochspannend. Alle Schweizer Kulturen fliessen in der internen Kommunikation zusammen. Von den Bündnern, über die Tessiner bis zu den Welschen. Es war eine lehrreiche Zeit.» Nach der Geburt seines dritten Kindes wurde der Wunsch stärker, in der Nähe seines Wohnortes zu arbeiten. «Als ich die Stellenanzeige sah, dachte ich, der Job ist genau auf mich zugeschnitten.» Die politische Kommunikation ist noch nicht sein Steckenpferd, aber: «Eine Stadt hat per se viele unterschiedliche Menschengruppen, die sie erreichen muss. Familien, Senioren, Neuzugänger, Medienschaffende, Politiker, um nur einige zu nennen. Erfolgreiche Kommunikation holt die Leute dort ab, wo sie sind, zu den Themen, die sie betreffen. Da kann ich unterstützen.» Einer seiner Ansprüche an sich selbst sei es, einen einheitlichen und professionellen Auftritt zu schaffen. Inhaltlich wie auch grafisch, ergänzt er. «Die Botschaften der Stadt sollen klar und verständlich sein. Die Einwohnerinnen und Einwohner sollen die Fakten kennen und die Ziele der Stadt sehen.» Er wolle über die Kommunikation gegen Aussen einen Mehrwert schaffen zugunsten der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt.» Er will möglichst transparent sein und aktiv kommunizieren und nicht in seinem Kämmerli sitzen, bis die Hütte brennt. Frühzeitig kommunizieren, ist sein Plan.
Er nimmt als Beispiel das Nein zur Aufwertung des Bahnhofs. «Bei einem nächsten Projekt würde ich versuchen, den Fokus stärker auf ein gesamtheitliches Bild zu legen. Denn gerade bei grossen Projekten geht es in der Diskussion sehr schnell um Grundsatzfragen, die alle in derselben münden: Wohin wollen wir als Stadt?» Je klarer die Haltung der Stadt, desto grösser die Chancen, das Ziel der Kommunikation zu erreichen: die Reputation der Stadt zu festigen und zu erhöhen. «Ich möchte die Leute spüren und entsprechend agieren.» Er sieht es als Vorteil, in Weinfelden zu leben, die Befindlichkeiten der Einwohnerinnen und Einwohner mitzukriegen und für seine Arbeit zu nutzen. Zum Beispiel Klischees. «Das Klischee einer Stadtverwaltung, dass man um 16 Uhr in den Apéro geht, trifft aus meiner Sicht absolut nicht zu», sagt er und lacht.
Desirée Müller
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