Die Feuerwehr Weinfelden sucht Unterstützung. Einsteigen können Interessierte jederzeit.
23.01.2025 08:30
Kühlen Kopf behalten wenns brennt
Die Feuerwehr Weinfelden sucht nach neuen Mitgliedern
Die Feuerwehr Weinfelden steht nebst in der Gemeinde auch im Bezirk und als Che-miewehr Thurgau kantonsweit im Einsatz und ist damit eine der grösseren Wehren im Thurgau. Letzte Woche fand ein Infoabend für interessierte Neumitglieder statt. Denn die Feuerwehr ist auf der Suche nach Nachwuchshelden.
Weinfelden Das Sicherheitszentrum an der Gaswerkstrasse hat bereits von aussen eine beeindruckende Wirkung. Die bis zu 3 Meter hohen Fahrzeuge stehen in Reih und Glied hinter der gigantischen Glasfassade, bereit für ihren Einsatz. Rund 70 Mal rücken diese im Jahr aus. Ob ein Brand in der Stadt zu löschen, Keller auszupumpen, bei einem Verkehrsunfall Hilfe zu leisten, ein Kalb aus einem Wasserkanal oder ein Pferd aus der Thur zu retten. «Ab und an müssen wir dazu eine Katze von einem Baum holen», sagt Feuerwehrkommandant Jürgen Bröll und lächelt in Gedanken an eine Geschichte: «Wir bekamen vor vielen Jahren einen Anruf, dass eine Katze auf einem Dach sitzt und wohl nicht mehr runterkommt. So sind wir mit einer Drehleiter ausgerückt und haben das Tier scheinbar gerettet. Danach kam eine Dame und fragte, was wir hier denn machen. Die Katze lebe quasi auf dem Dach. Das erklärte, warum sie sich so widerwillig ‘retten’ liess.» Zum Thema Katzen kommt ihm etwas Weiteres in den Sinn: «Eine Katze kann mit ihren Zähnen durch die dicken Brandschutzhandschuhe beissen. So haben wir uns besonders wiederstandfähige Handschuhe für unsere Katzeneinsätze zugelegt.»
Immer einsatzbereit
Ein Engagement bei der Feuerwehr ist gewiss nicht nur ein Hobby, sondern eine grosse Leidenschaft. Die meisten hätten das «Helfersyndrom», sagt Jürgen Bröll und lächelt. Die Feuerwehrfrauen und
-männer gehen bei den Einsätzen teilweise auch an ihre körperlichen und physischen Grenzen und das dauernde Gefühl, erreichbar zu sein, ist nicht jedermanns Sache. Er und auch seine Familie habe sich daran gewöhnt, dass mitten in der Nacht das Telefon klingelt und er ausrücken muss. «So wie letzte Nacht», erzählt er. Zwar war der Einsatz schnell vorbei, da ein technischer Fehler einen Alarm bei einem Rauchmelder auslöste. Ausser Krankheit gibt es nur wenige Gründe, welche ein Nichterscheinen an einen Einsatz rechtfertigen. Egal ob Geburtstagsfest des Sohnes oder Fernsehabend mit der Frau – wenn man zum Einsatz gerufen wird, «muss» man hin. «Es ist anders als zum Beispiel in einem Sportverein. Man geht mit einer Mitgliedschaft eine Verpflichtung ein.» Rund 130 Mitglieder zählt die Feuerwehr Weinfelden. «Das hört sich nach viel an», so Bröll. Solche, die in Weinfelden arbeiten und während der Arbeitszeit für einen Einsatz den Arbeitsplatz auch verlassen können, gäbe es nicht so viele. Erreicht ein Notruf die kantonale Notrufzentrale, schätzt der Diensthabende den Schweregrad ab und löst per Alarmierungssystem die dafür vorgesehenen Einsatzgruppen der jeweiligen Feuerwehr aus. Jeder Angehörige der Feuerwehr (AdF), welcher in der besagten Gruppe ist, wird telefonisch und per Pager informiert (aufgeboten). Die Einsatzgruppen unterscheiden sich, aufgrund der Fachkompetenzen. Die Feuerwehrfrauen und -männer haben unterschiedliche Fachausbildungen erworben und werden deshalb gezielt dem Ereignis entsprechend eingesetzt. Die einen bewahren unter der Atmenschutzmaske einen kühlen Kopf, andere koordinieren den Verkehr effizient und wieder andere sind als Sanitäter für Betroffene wie auch für die Feuerwehrleute vor Ort im Einsatz.
Nachwuchs gesucht
Je mehr gut ausgebildete Personen im Team sind, desto besser. Bröll denkt an die Ferienzeit, bei der die verfügbaren Einsatzkräfte unter Umständen stark reduziert sind. Stetiger Nachwuchs ist demnach essenziell für die Sicherung des Leistungsauftrags, welchen die Feuerwehr für die Stadt ausführt. Was viele nicht wissen: Jede Frau und jeder Mann zwischen 20 und 52 Jahren hat im Kanton Thurgau Feuerwehrdienstpflicht zu leisten. Wer diesen nicht antritt, zahlt eine Ersatzabgabe – diese muss man auf der Steuerrechnung etwas suchen, doch es sind einige Hundert Franken pro Person. Doch der nicht zu zahlende Betrag ist kaum die Motivation für die Weinfelder Feuerwehrleute, sich für eine Ausbildung anzumelden. Bei einem Vorgespräch merkt Jürgen Bröll schnell, ob der Feuerwehrdienst zu einem passt. «Doch es ist auch absolut ok, wenn jemand vielleicht nicht die optimalen Voraussetzungen mitbringt, den Einführungskurs (EFK) aber trotzdem macht und danach vielleicht doch merkt, dass es nicht das Richtige ist.» Manche wachsen über sich hinaus und sind selbst von sich überrascht, wie sie in einer Notsituation reagieren.
Der Einführungskurs dauert ein Jahr und ist in acht Module aufgeteilt. Einsteigen kann man jeder Zeit. Man merke schnell, welche Bereiche einem liegen. Im Anschluss an den EFK folgt die Grundausbildung, welche kantonal «AdF Grundausbildung 1» durchgeführt wird.
Von Desirée Müller