Schnüffler und Wetterfrosch
In Weinfelden ist der Gasschnüffler unterwegs
Peter findet sie alle - die Gaslecks in der ganzen Region. Aktuell ist es in Weinfelden unterwegs und legt viele Kilometer zurück. Wir haben ihn ein Stück weit begleitet.
Gasschnüffler unterwegs auf seiner Route.
Peter findet sie alle - die Gaslecks in der ganzen Region. Aktuell ist es in Weinfelden unterwegs und legt viele Kilometer zurück. Wir haben ihn ein Stück weit begleitet.
Weinfelden «Achtung Peter, Lastwagen», ruft ein Kollege Gasschnüffler Peter zu. Was ihm so durch den Kopf geht, wenn er täglich bis zu acht Stunden mit seinem Gas-Messgerät den Strassen entlangläuft, fragte ich davor. «Nicht viel da ich schauen muss, dass ich nicht von einem Auto erfasst werde», so seine Antwort, bevor er seine Schicht startete. Bei «heiklen» Touren entlang stark befahrenen Strassen, wird er von jemandem begleitet. Es ziehen Wolken auf, welche er kritisch beobachtet. Sobald die ersten Regentropfen fallen, muss er im Trockenen sein. Zum einen würde sein Messgerät, das etwas wie ein kleiner Handrasenmäher ausschaut, kaputt gehen, zum anderen schliessen sich die Poren im Boden und allenfalls austretendes Gas wäre nicht mehr messbar. Ein Schönwetterjob also. Doch die Regenfront zieht vorbei und Peter setzt seinen Weg fort. Seine Tour führt ihn nicht selten durch Gärten, Garagenauffahrten oder bis zur Haustüre. Was er denn da mache? Wurde er schon oft von skeptischen Hausbesitzern gefragt. Nicht jeder liest schliesslich die Gemeindeblätter, in denen sein Einsatz publiziert wird. Doch seine Leuchtweste und der Ausweis sorgen stets für Erleichterung. «Auch schon wurde ich dann zu einem Kafi eingeladen», sagt Peter und lacht.
Er ist der Meister in Sachen «Gasschnüffeln». Das eigentliche «Schnüffeln» übernimmt sein Gerät, doch er muss haargenau dem Verlauf der Leitungen unterm Boden folgen. Und gibt das Gaswarngerät tatsächlich einmal an, geht’s erst richtig los. Auf den Zentimeter genau kann von aussen nicht eruiert werden, wo das Gasleck ist. So führt Peter feine Bohrungen durch und misst mittels einer Sonde die Werte. Je höher diese werden, desto näher ist er bei der undichten Stelle. Einfach mal den Boden aufreissen, geht natürlich nicht – respektive geht schon, aber dann ordentlich ins Geld. Diese Einsätze sind zum Glück höchst selten. Wenn, dann ist meist eine Dichtung an einer der Gasverteilstationen defekt und muss ersetzt werden. Die Menge an Gas, welche austritt, ist dazu so gering, dass es keine Explosion geben würde, falls jemand eine Zigarette auf den Weg wirft. Und doch liegt eine gewaltige Verantwortung auf den Schultern des Appenzellers. Ob ihn das nachts nicht schlafen lasse, frage ich. «Da habe ich gar kein Problem damit. Ich halte mich genau an den Plan und kann somit sicher sein, dass ich nichts übersehen habe.» Auch seine Erfahrung spielt mit. Seit zwölf Jahren ist er als Gasschnüffler unterwegs, und das nicht nur im Bezirk Weinfelden.
«Wissen Sie, wie Gas riecht?», fragt Ruedi Menzi, Leiter Netz Gas und Wasser der TBW. Wir sind zurück im Betrieb. «Ja, ja. So wie ein Gasgrill», sagte ich und er dreht einen «Hahn» auf. «Riechen Sie mal.» Ich tue wie geheissen und mich «lupft» es fast. So riecht es also in gasförmiger Art. «Gas hat keinen Eigengeruch. Dieser wird ihm zugeführt.» Und zwar in exakt der richtigen Menge. Alles andere ist strafbar. Eine Mischung aus faulen Eiern und einem Rastplatz-WC. «Genau das ist der Grund, warum wir immer wieder Anrufe von besorgten Bürgern erhalten. Sie sind überzeugt, dass Gas ausläuft.» Bisher war es aber immer es ein verstopfter Abfluss, welche für den ekligen Geruch sorgten. «Eine Frau war jedoch so verunsichert, dass sie die Nacht nicht im Haus verbringen wollte, bis bewiesen war, dass alles ok ist mit der Gasleitung.» Doch Menzi und sein Team haben Verständnis und rücken jedes Mal aus Nebst Profi in Sachen Gas, ist Ruedi Menzi ein halber Meteorologe. Die Wetterprognosen sind höchst relevant für ihn, denn wenn er zu viel oder zu wenig Gas bestellt, bezahlt die TBW eine Strafe. So kann zum Beispiel unvorhergesehener Nebel die Temperatur erhöhen, und es wird weniger Gas benötigt. So wie Herrn Bucheli auf dem SRF-Dach kann auch Menzi keinen Vorwurf gemacht werden, wenn sich das Wetter nicht so entwickelt wie vorhergesagt. Doch eine gewisse Anspannung ist auch bei ihm zu spüren.
Gas ist gewiss nicht die Zukunft, das weiss die TBW am besten. Bei Neubauten werden keine Gasheizungen mehr eingebaut, sprich auch keine neuen Leitungen gelegt. Auch wenn eine neue Heizung fällig ist, wird fast immer auf eine Alternative wie eine Wärmepumpe zurückgegriffen. Nur bei der Industrie ist der Einsatz von Gas dank der hohen Energieleistung immer noch gang und gäbe. Die Gasbewirtschaftung liegt nach wie vor in der Verantwortung der Technischen Betriebe. Somit wird Ruedi Menzi noch eine ganze Weile Wetterfrosch spielen.
Von Desirée Müller
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