Stadtpräsident von Weinfelden Simon Wolfer im Jahresrückblick.
Nico Wrzeszcz
08.01.2025 11:06
«Sichtbarkeit ist mir wichtig»
Der Weinfelder Stadtpräsident Simon Wolfer im Jahresrückblick
Simon Wolfer ist nach eineinhalb Jahren im Amt im Job angekommen. Im Interview spricht er von Highlights und Dinge, auf diese er lieber verzichten könnte und gibt Einblick in seinen Berufsalltag.
Simon Wolfer, ein weiteres (Amts)Jahr geht zu Ende. Wo sehen Sie persönlich die grössten Unterschiede zu Ihrem «Erstlings-Jahr» als Stadtpräsident? Sind Sie ganz in Ihrer Rolle aufgegangen?
Ich bin nun seit eineinhalb Jahren im Amt. Mittlerweile bin ich mit den Abläufen und Zuständigkeiten gut vertraut. Die Arbeit in ihrer ganzen Vielfalt gefällt mir.
Im ersten Jahr gings wohl (mitunter) eher ums «eingrooven», zuhören und lernen. Welches waren Ihre relevantesten Entscheide als Stadtpräsident im 2024.
Einzelentscheide begrenzen sich hauptsächlich auf das Tagesgeschäft. Entscheide mit politischer Tragweite fälle ich zusammen mit dem Stadtrat oder fällt, je nachdem, in die Kompetenz des Stadtparlaments. Als Stadtpräsident kann ich allerdings vorgängig sehr viel mitgestalten und lenken. Beispielsweise bei der Stadtplanung, im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit oder in regionalen Gremien.
Welches sind Ihre (politischen) Highlight-Momente?
Im Jahr 2024 hatten wir viele neue Anlässe, die unser Stadtzentrum belebt und bereichert haben. Beispielsweise das Kita-Kinderfest, das Weinfest, das Schweizerische Blaskapellentreffen, die Weinweg-Erlebnistage oder die Adventsgalerie. Das waren alles tolle Highlights in der Stadt. Politisch ist einiges in Vorbereitung. Diese Vorhaben benötigen noch etwas Zeit.
Auf welche Momente/Geschehnisse könnten Sie verzichten?
Ein Stadtpräsident ist das Gesicht der Stadt. Man wird für vieles verantwortlich gemacht, auch für Dinge, auf die man keinen oder wenig Einfluss hat. Das ist nicht immer angenehm, aber es gehört dazu.
2023 war es vor allem die Bahnhofsabstimmung – welche Volksentscheidungen in Weinfelden waren 2024 richtungsweisend?
Im Jahr 2024 gab es keine kommunale Volksabstimmung. Das Stadtparlament setzt sich aktuell mit dem Projekt Revitalisierung Giessen auseinander. Neben verbessertem Hochwasserschutz soll der Bach aufgewertet und zugänglicher werden, auch als Ausgleich zu der stetig zunehmenden Verdichtung. Ausserdem beschäftigte sich der Stadtrat intensiv mit der Entwicklung des Stadtzentrums: Wie können wir unser Zentrum stärken, das Wachstum bewältigen und gleichzeitig den Weinfelder Charme bewahren?
Sie sind präsenter Stadtpräsident. Wie entscheiden Sie, wo Sie als Vertreter der Stadt vor Ort sind?
Die Sichtbarkeit oder anders gesagt der Kontakt zur Bevölkerung ist mir sehr wichtig. Ich möchte die Stimmung der Leute wahrnehmen und am Puls bleiben. Wegen der zentralen Lage und Infrastruktur finden in Weinfelden zahlreiche Veranstaltungen statt. Da überbringe ich oder ein Stadtratsmitglied manchmal ein Grusswort. An den vielen öffentlichen Anlässen nehme ich teil, wenn es zeitlich passt. Zu den Spitzenzeiten könnte ich an fast jedem Abend und Wochenende an einer Veranstaltung oder Sitzung sein.
Werden Sie auf der Strasse angesprochen mit Anliegen? Wenn ja, wo drückt der Schuh bei den Weinfelderinnen und Weinfeldern?
Als Thema Nummer eins empfinde ich im Gespräch auf der Strasse das Bevölkerungswachstum. Nach den Vorgaben von Bund und Kanton wird das Bevölkerungswachstum hauptsächlich in die sogenannten «urbanen Räume» gelenkt, zu denen auch Weinfelden zählt. Das löst eine hohe Bautätigkeit aus. Unser Ziel als Stadtrat ist es, dieses Wachstum gut zu bewältigen, ohne unsere Weinfelder Identität zu verlieren, und durch stete Weiterentwicklung die Attraktivität als Lebens-, Wohn- und Arbeitsraum zu steigern.
Ein Blick in die Zukunft: Was erwartet Weinfelden 2025?
Die finanzielle Lage lässt im Moment keine grossen Sprünge zu. Dringlichster Handlungsbedarf besteht beim zunehmend fehlenden Schulraum. Im kommenden Jahr wird sodann das Gesamtsportanlagenkonzept (GESAK) fertiggestellt und es werden Massnahmen definiert.
Aktuell setzen sich der Stadtrat und die Fraktionen mit der Zentrumsentwicklung auseinander. Eines von mehreren Handlungsfeldern ist das Bankstrassenareal, ein anderes eine Begegnungszone. 2025 wird sich weisen, wie wir die zeitlichen und finanzielle Prioritäten im Zentrum setzen werden.
Interview Desirée Müller