Jan Zbinden aus Weinfelden entwarf die Gestaltung des Containers.
zVg
13.03.2025 00:00
Streetart zum Jubiläum
Container als Eyecatcher - Von Oktober bis Januar wussten die Passanten nicht, was es mit dem Container auf sich hat
Im Rahmen des Jubiläumsjahres der Raiffeisenbank Regio Altnau gestaltete der Künstler Jan Zbinden einen kunstvollen Container als Symbol für Gemeinschaft und Verbindung. Das Projekt war für ihn eine neue kreative Herausforderung – und ein Ansporn, verstärkt grossflächige Wandgestaltungen anzugehen.
Weinfelden «Der Container stand bereits eine ganze Weile in Scherzingen vis a vis der ehemaligen Weinkellerei Rutishauser an der Hauptstrasse», erzählt Jan Zbinden. Als Werbeträger eigne sich das Konstrukt perfekt. Dies erkannte auch die Raiffeisenbank Regio Altnau und beschloss, den Container als «Eyecatcher» in die Werbekampagne ihres Jubiläumsjahres zu integrieren. «Kurzer Moment, ich bin grad am Auschecken», sagt der Weinfelder und meldet sich eine Minute später wieder am Telefon. Der Künstler ist gerade in Mexiko. Immer auf der Suche nach neuer Inspiration. Eine Weinfelder Agentur kam letztes Jahr mit der Anfrage auf ihn zu, ob er an einer Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank bei einem Kunstprojekt interessiert sei.
Symbol für Gemeinschaft
«Dieses Projekt war das grösste, das ich bisher umgesetzt habe – sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Zusammenarbeit mit einem renommierten Unternehmen», so der 32-Jährige. Das Thema «Zusammenhalt» war gesetzt, wie es gestalterisch von Jan interpretiert wird, war noch offen. So erarbeitete er verschiedene Designideen aus. «Am Ende entschieden wir uns für Hände als zentrales Motiv. Ein Symbol für Verbindung und Gemeinschaft.» Dann stellte sich dem Künstler noch die Frage, wie er das Jubiläumsjahr in sein Werk einfügen könnte. Seine Idee: Er wollte die Jahreszahl 1925, welche das Entstehungsjahr der Bank ist, wiederholt auf den Container sprayen. Dazu die 100 und 1925 je einmal in gross pro Seite. «Das Projekt wurde im Oktober umgesetzt, wobei wir die endgültige Gestaltung bis Januar unter Verschluss hielten.» Drei Tage lang grundierte er im Herbst den Container und machte sich an die Jahreszahlen. Danach folgten die Schriftzüge, die Ballons und die erwähnten Hände. Während seinem Werkeln wurde er diverse Male von Passanten gefragt, was denn hier entstehe. «Ich durfte nichts verraten, was die Arbeit noch spannender machte für mich.»
Kreativ trotz Vorgaben
Für Jan Zbinden war es eine neue Erfahrung. Während seine Kunst auf Reisen oft aus dem Moment heraus entsteht, war dieses Werk von langer Hand geplant. «Doch trotz Vorgaben fühlte ich mich nicht eingeschränkt – im Gegenteil: Die Herausforderung bestand darin, innerhalb eines Rahmens kreativ zu sein.» Was für ein «Arbeitstyp» er sei, wollen wir wissen. Entwirft er Skizzen am Schreibtisch, im Zug oder in der Natur? «Viele meiner Skizzen entstehen unterwegs auf dem iPad, egal, wo ich gerade bin.» So wie aktuell auf seiner Reise durch Mexiko. Einfach drauf los zu sprayen, passe weniger zu ihm. «Ich erarbeite gerne ein Bild digital, um mir besser vorstellen zu können, wie ein Werk auf einer Wand wirken wird.» Auch wenn Jan gerne auf einer Leinwand malt, sind ihm die grauen Wände im urbanen Raum am liebsten: «Während in vielen Ländern spontane Streetart noch möglich ist – teilweise genügt es, einfach an eine Tür zu klopfen und um Erlaubnis zu fragen – braucht es in der Schweiz meist offizielle Genehmigungen. Trotzdem ist urbane Kunst auch hier auf dem Vormarsch.» Obwohl seine Kunst im Ausland leichter umzusetzen ist, zieht es ihn immer wieder zurück in die Schweiz. «Mein Atelier befindet sich in Bürglen und ich bin in Weinfelden zu Hause. Doch gerade im Winter, wenn die Kunstszene etwas ruhiger ist, nutze ich die Zeit, um zu reisen.»
Unternehmen sollen mutiger sein
Die Arbeit mit der Raiffeisenbank Regio Altnau bestärkte Jan Zbinden, mehr kundenspezifische Arbeiten und grössere Projekte anzupacken. «Leinwände male ich nach wie vor, aber ich möchte auch stärker in den Bereich grossflächiger Wandgestaltungen gehen – vielleicht sogar eine ganze Hausfassade. Das wäre ein Traumprojekt.» Natürlich erfordert das Eigeninitiative. «Ich plane, eine Broschüre zu erstellen und aktiv auf Städte und Unternehmen zuzugehen. Viele Menschen wünschen sich mehr Kunst im öffentlichen Raum, aber oft kommt niemand auf die Idee, dass es möglich wäre, eine graue Wand kreativ zu gestalten.» In der Schweiz gebe es bereits einige spannende Streetart-Projekte, etwa die Streetart-Festivals in Chur oder Frauenfeld. Ein weiteres Ziel ist es, Unternehmen zu ermutigen, über ihre gewohnten Corporate-Design-Grenzen hinauszudenken. Gerade Firmen wie Raiffeisen, die als seriöse Institution gelten, haben mit mutigen Kunstprojekten die Chance, sich modern und offen zu präsentieren.
Von Desirée Müller