Ein leeres Studio, eine ungewisse Zukunft: Das BodenseeTV Kreuzlingen sucht eine Nachfolgeregelung. Patrick Eich
22.10.2025 08:12
Stadt hofft auf TV-Nachfolge
Die Streichung des Beitrages ist akut kein Problem für das Pilotprojekt - Vermögen vom aufgelösten Verein vorhanden
Dass der Kreuzlinger Gemeinderat die 50'000 Franken jährlicher Beitrag an das Kreuzlinger Fernsehen gestrichen hat, macht eine Nachfolge nicht einfacher. Laut Stadtrat Daniel Moos wäre mit dem vorhandenen Vermögen ein Pilotprojekt möglich, ein definitver Betrieb müsste aber wieder ins Budget.
Kreuzlingen «Kein Geld für einen nicht existierenden Verein», sagte Rico Dufner als Präsidet der Finanz- und Rechnungsprüfungskommission an der letzten Gemeinderatssitzung. Das Parlment folgte dem Antrag und strich den jährlichen Beitrag über 50'000 Franken für das BTV Kreuzlingen. Das Ende des lokalen Fernsehens läutet der Verein am 26. Februar selbst ein, als er sich an der Jahresversammlung nach dem 25jährigen Bestehen auflöste. Da der Kreuzlinger Stadtrat die Arbeit des Vereins als wertvollen Beitrag über das politische, gesellschaftliche und sportliche Leben der Stadt beurteilte, schrieb er öffentlich eine Nachfolge aus.
In städtischer Treuhand
«Wir stehen nach wie vor zur Ausschreibung und wollen nach Möglichkeit wieder einen lokalen Sender unterstützen», sagt Stadtrat Daniel Moos. Gesucht wird «ein gemeinütziger Verein der über Anlässe und Aktivitäten von Stadt, Vereinen und Institutionen, Projekte von Stadt und Schule, gesellschaftlich relevante Themen und Bildungsprojekte über Fernsehkanal BTV sowie Social-Media-Kanäle berichten soll». Das Auswahlverfahren ist auf einen Pilotbetrieb von von drei Jahren ausgelegt.
«Dass der Gemeinderat den jährlichen Beitrag aus dem Budget 2026 gekippt hat ist aktuell kein Problem, denn das vorhandene Vermögen erlaubt den Pilotbetrieb», so Daniel Moos. Die Stadt hat nach der Vereinsauflösung das Vermögen und das Inventar übernommen, alles in allem Werte von über 200'000 Franken, wie Stadtrat Daniel Moos betont. Sollte sich ein definitiver Betrieb etablieren, könnte ein jährlicher Betriebsbeitrag, laut Ausschreibung ein Kostendach von 50'000 Franken, wieder ins Budget gestellt werden. Auf der Suche nach einer Nachfolgelösung, die Frist läuft bis 1. Dezember, hätten sich bereits Interessenten gemeldet, die beurteilende Jury, bestehend aus Daniel Moos, Claudia Thom vom Departement Gesellschaft, zwei Vertretungen der Kulturkommission und einem Medienxperten habe sich bisher allerdings noch zu keiner Sitzung getroffen.
Neues Studio gesucht
Eine Kröte muss ein neuer Verein allerding schlucken: Das Studio des BTV Kreuzlingen befindet sich aktuell noch im Obergeschoss des Torggels Rosenegg. Dieses wird die Primarschule als Besitzerin allerdings ab Mai 2026 umnutzen und selbst in Anspruch nehmen. «Die Stadt kann für ein Aufnahmestudio keinen dauerhaft verfügbaren Raum anbieten», heisst es in den Unterlagen. Wenn sich bis 1. Dezember kein Nachfolgeverein meldet, der die städtischen Ansprüche erfüllen kann, muss die Stadt Studio und Regieraum selbst räumen: «Dazu werden wir dann allerdings auf das bestehende Vermögen zurückgreifen», erklärt Daniel Moos.
Die Sendungen aus Kreuzlingen werden per Internet zum BodenseeTV Steckborn übermittelt. «Wir sind grundsächtlich für eine weitere Zusammenarbeit mit einem Nachfolgeverein bereit», sagt BTV Steckborn-Präsident Martin Hess. Der Verein verfüge über eine eigene Sendeanlage, im Gegensatz zu Kreuzlingen. «Die Investitionen belaufen sich auf bis zu 15'000 Franken, nur Material», hält Martin Hess fest. Der Kreuzlinger Verein habe die Hälfte daran mitfinanziert und bisher die Hälfte der Suisa-Kosten übernommen. «Wir warten die Entwicklung ab, einfach wird eine Nachfolge nicht zu regeln sein», meint er mit seiner langjährigen Erfahrung.
Von Kurt Peter