Stellten die Thurgauer Solarinitiative vor: v.l. Daniel Bachofen, Jasmin Flückiger, Simon Vogel, Marco Rüegg, Elina Müller, Kurt Egger, Toni Kappeler, sowie Dominik Graf von der Nüssli (Schweiz) AG. nw
17.05.2023 09:50
Für mehr Versorgungssicherheit und Klimaschutz
Thurgauer Solarinitiative am 12. Mai mit Unterschriftenaktion gestartet
Am 10. Mai lud das Initiativ-Komitee zur Thurgauer Solarinitiative zur Medienkonferenz, am vergangenen Freitag startete die bis November dauernde Unterschriftenaktion.
Hüttwilen Vertreterinnen und Vertreter des Initiativkomitees präsentierten die Thurgauer Solarinitiative. Seit dem 12. Mai werden bis zum 12. November Unterschriften gesammelt, um die Initiative einreichen zu können. «Die Solarinitiative soll eine allgemeine Anregung darstellen und gewisse Eckpunkte vorgeben. Daraus kann eine Grundlage geschaffen werden, um das Energienutzungsgesetz des Kantons Thurgau ergänzen zu können», erklärte Kantonsrat und Co-Präsident der Initiative Simon Vogel. Mit Hilfe der Solarinitiative sollen bei Neubauten und umfassend sanierten Gebäuden, bei Nichtwohnbauten, sowie auf und an geeigneten Flächen von Infrastrukturanlagen Photovoltaikanlagen oder Solarthermieanlagen installiert werden. Ausnahmen solle es nur dort geben, wo es auch Sinn mache, zum Beispiel bei denkmalgeschützten Gebäuden.
Kanton ist verantwortlich
Gemäss Bundesverfassung liegen die Gebäude in der Kompetenz der Kantone. «Das bedeutet, dass der Kanton Thurgau dafür verantwortlich ist, dass auf und an den Gebäuden genügend Solarstrom zugebaut wird», so Nationalrat Kurt Egger. «Damit die Energiewende gelingt, müssen auf allen geeigneten Dächern Solaranlagen installiert werden.» Im Kanton Thurgau fehlten Bestimmung für aktuelle Gebäude, die Solarinitiative soll dies beheben.
Kantonsrat und Co-Präsident der Initiative Marco Rüegg betonte, dass die Abhängigkeit von anderen Ländern sehr gross sei. «Mit der Solarinitiative Thurgau sorgen wir für die Erschliessung des grössten brachliegenden Potenzials.» Bisher gebe es oft Unsicherheiten über die Verfügbarkeiten von Strom sowie die Gefahr einer Mangellage im Winter. Neben der Produktion von Strom könnten auch rund 15'000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Klimaschutz ist nicht zu vernachlässigen
Das 1.5 Grad-Ziel einzuhalten ist weiterhin gefährdet. «Um das Ziel noch zu erreichen, müssen wir unsere Emissionen schnell und deutlich reduzieren», sagte Simon Vogel. Gemäss IPCC biete Solarenergie das grösste Potenzial zur Reduktion von CO2-Emissionen. Und auch im Thurgau biete Solarenergie das grösste Potenzial. «Gemäss einer Erhebung des Bundesamtes für Energie bieten die bestehenden Dächer ein Potenzial von über 2800 GWh, zusammen mit den Fassaden sogar über 3600 GWh. Dies entspricht etwa dem doppelten des heutigen Stromverbrauches», so Vogel.
Auch die SP Thurgau ist von der Solarinitiative überzeugt. Daniel Bachofen, Mitglied der Geschäftsleitung der SP Thurgau, betonte, dass selbst im tiefsten Winter der PV-Anteil in seinem eigenen Haushalt zwischen 15 und 20 Prozent des Verbrauchs liege. «Dies obwohl wir ein E-Auto fahren und unser Warmwasser mit Strom aufbereiten. Die Solarinitiative stützt unsere Energiesicherheit.» Und die Solaranlagen amortisieren sich auf Dauer deutlich vor Ablauf ihrer Lebensdauer. «Aktuell ist die Hemmschwelle trotz Förderbeiträgen noch so hoch, dass viele keine Solaranlagen bauen», erklärte Kantonsrätin Elina Müller. Natürlich dürfe man nicht vergessen, dass Gebäude mehr leisten müssen, als Energie zu produzieren. «Als Architektin begrüsse ich es, dass es mehr und mehr Alternativen zu den uniformen PV-Modulen gibt.» Solaranlagen seien schliesslich ein wichtiger Baustein, um die Gebäude CO2-neutral zu machen.
Nächste Generation stärker betroffen
Für die zukünftigen Generationen werde die Situation mit dem Klimawandel immer unangenehmer. «Wir werden in Zukunft immer mehr von Hitze, Dürren, schweren Stürmen oder auch Überschwemmungen betroffen sein», so Jasmin Flückiger, Vorstandsmitglied der Jungen Grünliberalen. In der Solarenergie geben es für die junge Generation aber viele Chancen. «Ab dem Schuljahr 2024/25 werden die neuen Berufslehren 'Solarmonteur:in EBA' und 'Solarinstallateur:in EFZ' starten. Nur mit diesen Ausbildungen kann der dringend nötige Zubau an Solarenergie überhaupt realisiert werden», ist sich Flückiger sicher.
Auch Toni Kappeler, Präsident von Pro Natura Thurgau, sieht in der Solarinitiative eine Chance. «Am Ende können wir damit nur die Visierstangen stecken. Die Arbeit muss das Parlament machen.» Es sei wichtig, die Ausnahmen klar zu benennen, wie beispielsweise denkmalgeschützte Gebäude. Betroffen seien hier rund 15 Prozent im Thurgau. Auch eine Kombination von Solaranlagen und Dachbegrünung sei eine gute Möglichkeit. Bei steigenden Temperaturen seien die PV-Module nicht voll leistungsfähig. «Eine Abkühlung durch eine extensive Begrünung kann Abhilfe schaffen.»
Von Nico Wrzeszcz