«Läuft alles normal betreffend Pandemie, kann das nächste «Autokreuzlingen» im Frühling 2022 stattfinden», so Christian Heller. rab
08.09.2021 00:00
Interview mit Christian Heller, Präsident von «Autokreuzlingen»
«Wir stehen vor einem grossen Umbruch in der Autobranche»
Anlässlich «Autokreuzlingen» präsentierten am vergangenen Wochenende die Kreuzlinger Fachgaragen ihre Modellneuheiten und stellten sich den interessierten Fragen der Besucherinnen und Besucher. Dabei stand die Frage ob Elektroauto oder eher Hybrid im Vordergrund. Dies bestätigt auf Anfrage auch Christian Heller, Präsident von «Autokreuzlingen».
Herr Heller, wie war die Stimmung der Garagisten, dass «Autokreuzlingen» jetzt endlich wieder stattfinden konnte, in Bezug auf die Pandemie?
Zwei Mal konnte «Autokreuzlingen» nicht stattfinden. Darum freuten sich die Garagisten, dass sie ihre Modellneuheiten, Jahreswagen oder Occasionen wieder einem breiteren Publikum präsentieren durften.
Und wie geht es der Autobranche momentan allgemein in der Krise?
Einerseits haben wir immer noch Einschränkungen in Bezug auf die Verfügbarkeit neuer Autos. Und so wird die Erholung der Autoindustrie weiterhin durch Lieferverzögerungen, verursacht durch den Mangel von Halbleitern, das sind bestimmte Elektronik-Komponenten, ausgebremst. Grundsätzlich stehen wir alle vor einem grossen Umbruch was die alternativen Antriebsmöglichkeiten betrifft. Das ist für alle Autogaragen eine grosse Herausforderung, denn es ist daher umso wichtiger, dass die Kundinnen und Kunden fachgerecht informiert.
Also stand die E-Mobilität bei Autokreuzlingen in diesem Jahr auch bei den Besucherinnen und Besuchern im Vordergrund?
So ist es. Das Umdenken in Bezug auf den CO2-Ausstoss beim Autokauf ist da und das spürten wir an den vielen Fragen der Besucher. Die meisten Besucher informierten sich über Hybrid- oder E-Modelle. Eine häufige und wichtige Frage dabei war, ob man das Kabel eines E-Autos zum Aufladen an eine normale Steckdose zu Hause anschliessen kann oder nicht.
Und wie sieht es aus mit dem «Heimladen»?
Für zu Hause empfiehlt sich tatsächlich die Installation einer fixen Ladestation – im Fachjargon «Wallbox» genannt. Lädt man sein Elektroauto an einer normalen Steckdose, dauert der Ladevorgang bei nur ca. 1.7 KW einer Spannung von 230 Volt nicht nur sehr lange, die Steckdose und die Hausleitung werden wegen der sehr grossen abgerufenen Strommengen im schlimmsten Fall übermässig stark belastet und erhitzt. Kommt noch hinzu, dass die Installation einer Ladestation in Mietshäusern nicht immer möglich ist. Viele Hausverwaltungen sind mittlerweile am Erörtern und installieren bereits Ladestationen in den Tiefgaragen. Das ist die Zukunft.
Welche Elektromobilitäts-Varianten gibt es denn derzeit auf dem Markt?
Wir unterscheiden zwischen drei verschiedenen Hybrid-Antrieben und viertens dem reinen Elektro-Antrieb: 1. Mild-Hybrid (MHEV): Ein Elektromotor unterstützt den Verbrennungsmotor bei der der Elektromotor lediglich eine Hilfsfunktion übernimmt und maximal kurze Strecken allein fahren kann. 2. Hybrid Electric Vehicle (HEV): Das ist ein kombinierter Antrieb (Verbrennungs- und E-Motor). Hybridfahrzeuge laden ihre (relativ kleine) Batterie via Motor und Rückführung von Bremsenergie. So ist rein elektrisches Fahren nur über kurze Strecken möglich. Sie können nicht am Stromnetz geladen werden. 3. Plug-in-Hybrid (PHEV): Ähnlich wie ein HEV, nur kann ein PHEV seinen (grösseren) Akku auch am Stromnetz aufladen. Im Alltag ist man hauptsächlich elektrisch, erst bei leerer Batterie mit dem Verbrenner unterwegs. Die elektrische Reichweite differiert von 20 bis 80 km. 4. Battery Electric Vehicle (BEV): Eigentlich das «klassische» Elektro-Fahrzeug. Als Energiespeicher dient eine Batterie, die Reichweite variiert je nach Modell zwischen 200 und 600 Kilometern. Geladen wird am Stromnetz – entweder zu Hause oder an öffentlichen Ladestationen.
Und wie sieht es derzeit mit den Lieferzeiten bei Neuwagen aus
Hat die Lieferzeit vorher ca. 3 bis 4 Monate gedauert, müssen Kundinnen und Kunden beim Kauf eines Neuwagens in der Coronakrise mittlerweile zwischen 6 bis 12 Monaten warten. Darum ist die Nachfrage auf Jahreswagen und Occasionen sehr gross. Aber auch diese werden mittlerweile da wird es irgendwann knapp, dass man die passenden und gewünschten Occasionen erhält, um die Nachfrage der Kunden abdecken zu können. Dadurch haben natürlich auch die Preise etwas angezogen. Aber das befindet sich noch alles im Rahmen des Möglichen.
www.autokreuzlingen.ch
Interview: Angelina Rabener